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Wann?
Freitag, 08.11.2024
Uhrzeit:
17:00 Uhr - 18:30 Uhr
Wo genau?
Museum für Natur und Umwelt, Musterbahn 8, Lübeck (Lübecker Altstadt)
Kategorie:
Vorträge
mit PD Dr. Bärbel Kunze, Jörg Clement und Rolf Albert

Nach wie vor begeistert die Flusslandschaft des Naturschutzgebietes Wakenitz Besucher mit ihrem amazonasartigen Charakter. Sieht man hinter die reine Kulisse, so muss leider festgestellt werden, dass sich ihr ökologischer Zustand bereits mit Beginn des 20. Jahrhunderts schleichend und beschleunigt ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts verschlechtert hat.

Dieses zeigt sich brennglasartig am Verlust der Wasserschilfflächen. Um 1900 noch geschlossen und auf beiden Ufern bis zu 200 m breit, sind sie heute im Bereich der Stadtwakenitz und der mittleren Wakenitz aus dem Landschaftsbild verschwunden und damit auch die Fülle der auf diesen Lebensraum angewiesenen Arten.

Der pensionierte Biologielehrer Jörg Clement, der seit seiner Kindheit an der Wakenitz lebt, berichtet im ersten Teil des Vortrags aus eigener Anschauung über die ehemalige Artenfülle des Schilfröhrichts und dessen dramatischen Rückgang, der nicht nur vor seiner Haustür, sondern in ganz Mitteleuropa in der Mitte des letzten Jahrhunderts an Flüssen und Seen augenfällig wurde.

2007 trat Frau PD Dr. Bärbel Kunze, Leiterin des Lübecker offenen Labors (LoLa) an der Universität zu Lübeck, an die Fachschaft Biologie der Thomas-Mann-Schule mit dem Vorschlag eines Kooperationsprojektes zum Schilfrückgang an der Wakenitz heran, der von der Fachschaft gerne angenommen wurde. Frau Dr. Kunze berichtet im zweiten Teil des Vortrags über die Durchführung und einige Ergebnisse dieses Kooperationsprojekts. Im Rahmen des Projekts führten die Jugendlichen molekularbiologische Experimente durch, für die es an Schulen keine technischen Möglichkeiten gibt. Dies waren schwerpunktmäßig die genetische Untersuchung der vier Schilfareale und die Bestimmung von Speicherkohlenstoffhydraten in den Schilfrhizomen.

Zwei Wiederansiedelungsversuche vor Eichholz und im Kleinen See, die von Schüler:innen mit in der Schule vorgezogenen Setzlingen 2016 in Angriff genommen wurden, entwickelten sich zunächst gut, gingen aber nach einer Vegetationsperiode ein.

Im dritten Vortragsteil beschreibt der pensioniert Bio- und Chemielehrer Rolf Albert anhand makro- und mikroskopischer Aufnahmen die pflanzenpathologischen Veränderungen des Schilfs unter den veränderten Standortbedingungen in der Wakenitz, die letztendlich zum Verlust des gesamten aquatischen Bestands geführt haben.

Zum Schluss wird der Frage nachgegangen unter welchen Bedingungen und mit welchen Maßnahmen eine Neuansiedlung von Schilf im Wakenitzbereich Aussichten auf Erfolg haben könnte. Dieser käme den Rohrsängern, allen anderen Schilfbewohnern und den Menschen zugute.
Die Vortragenden

Rolf Albert und Jörg Clement studierten an der Universität Hamburg die Fächer Biologie und Chemie für das Höhere Lehramt. In ihrer gemeinsamen Zeit am Ostseegymnasium in Timmendorfer Strand begann eine über die ganze Dienstzeit anhaltende Tradition von Gewässeruntersuchungen mit Schüler:innen zunächst am Hemmelsdorfer See. Sie setzte sich nach ihrer Versetzung an die Thomas-Mann-Schule in Lübeck hauptsächlich mit gewässerökologischen Begutachtungen der Wakenitz und ihrer Zuflüsse fort. Aber auch der Domsee bei Ratzeburg, die Travezuflüsse in deren Unterlauf, die Ostsee bei Neustadt und bei Stevns Klint in Dänemark oder der Hintersee in Bayern wurden mit Schüler:innen untersucht, wobei immer wieder festgestellt wurde, dass sich die in den Blick genommenen aquatischen Ökosysteme in der Regel in keinem guten Zustand befanden. Das Kooperationsprojekt der Schule mit dem Lübecker offenen Labor der Universität zum Schilfsterben an der Wakenitz von 2009 bis 2017 war dabei ein herausragendes und herausforderndes Projekt, das 2014 von der Joachim-Herz-Stiftung und der "Initiative MINT Zukunft schaffen" mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde.
Die 1988 im damaligen "Naturhistorischen Museum" eröffnete Ausstellung "Die Wakenitzlandschaft - ein Lübecker Naturjuwel" von der Bürgerinitiative "Rettet die Wakenitz" entstand unter ihrer maßgeblichen Mitarbeit. Das letzte große Projekt, an deren Verwirklichung sie beteiligt waren, ist die aktuelle Ausstellung im "Museum für Natur und Umwelt", die anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Naturschutzgebietes Wakenitz initiiert und realisiert wurde.
B. Kunze:
1979 -1984: Studium der Biologie an der Justus-Liebig-Universität (JLU), Gießen
1985: Abschluß der Diplomarbeit am Institut für Tierphysiologie der JLU
1989: Promotion zum Dr. rer. nat. mit einem zellphysiologischen Thema (Institut für Tierphysiologie der JLU)
1990: Wechsel an das Institut für Biologie der Universität zu Lübeck (UzL)
2001: Abschluß des Habilitationsverfahrens an der UzL; mit einer Arbeit zur Charakterisierung einer besonderen Region auf dem Chromosom 1 der Hausmaus.
seit 2002: Aufbau und Leitung des Lübecker offen Labors (LoLa) an der UzL
seit 2007: Koordination der Schülerakademie an der UzL

Quelle

Kulturstiftung Hansestadt Lübeck die LÜBECKER MUSEEN
Musterbahn 8
23552 Lübeck
Web: museum-fuer-natur-und-umwelt.de

Die Verantwortung für die sachliche Richtigkeit der Angaben liegt bei den Veranstaltern.
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